Über die Geschichte des Hackbretts

Das Hackbrett zählt zu den ältesten Musikinstrumenten der Menschheitsgeschichte, verschiedenste Arten des Hackbretts sind in nahezu allen Kulturkreisen zu finden.

Die Anfänge und Urformen des Hackbretts reichen bis in das dritte vorchristliche Jahrtausend, vermutlich bis zu den vorderasiatischen Hochkulturen (Arabien).
Als älteste Fundstelle eines ähnlichen Instruments wird bereits im Alten Testament ein Grabhügel im Tal des Tigris in Vorderasien erwähnt, datiert zwischen dem 9. und 7. Jahrhundert vor Christus.
Im Mittelalter finden sich Belege, so aus dem 10. Jahrhundert, für rechteckige, aber auch trapezförmige Arten in Arabien (Persien, Türkei).
Das Psalterium, der gezupfte Vorläufer des Hackbretts, ist im 12. Jahrhundert in Dreieckform in Westeuropa zu finden. Aus diesem Jahrhundert stammt auch die älteste Darstellung des Hackbretts in Europa. Sie findet sich unter den Figuren am bischöflichen Palast zu Santiago de Compostela (Spanien).
Das Hackbrett erfreute sich in weiten Teilen Europas großer Beliebtheit.
In Italien hieß die geschlagene Form bereits im 14. Jh. Salterio tedesco (deutsches Psalter).
Die geschlagene Form wird gerne als Tanzmusikinstrument verwendet und hebt sich dadurch von den gezupften Formen (Psalter, Zither) ab.

1450 wird das Hackbrett erstmals in England unter dem vielsagenden Namen „dulce melos“ (süßer/lieblicher Klang) erwähnt. Dulcimer heißt es nun auf den Britischen Inseln, in Amerika Hammered Dulcimer (um es vom Appalachian Dulcimer, einer Art Scheitholz, zu unterscheiden).
Ab dem 15. Jh. gibt es Belege unter den verschiedensten Namen: Timpano in Spanien, Tympanon in Frankreich, Cimbalom in Ungarn, Cambal in Rumänien, Cimbal (und ähnlich) auf dem Balkan, in Russland, den baltischen Staaten, Polen und anderen osteuropäischen Ländern.
In Skandinavien lehnt sich die Namensgebung an das deutsche Wort Hackbrett an: Hackbräde in Schweden, Hakkebraedt in Dänemark sowie Hakkebord auch in Holland, Mexiko und auf den Kanarischen Inseln.
David Kettlewell sammelte in seiner Dissertation über das Hackbrett 145 verschiedene Namen: vom persischen Santur über Jjang tsin („fremdländisches Instrument“, China) bis zu lumberjack‘s piano („Holzfällerklavier“) in Kanada.
Er stellt auch die geographische Verbreitung dar, mit den möglichen Routen der Verbreitung.

Der Hackbrettvirtuose Pantaleon Hebenstreit (1668 – 1750) entwickelte ca. 1690 ein großes für „höfische Musik geeignetes“ Instrument, das Pantaleon. Damit reiste er durch weite Teile Europas, unter anderem konzertierte er am Hof des Königs Louis XIV von Frankreich.
József Schunda baute um 1870 in Budapest ein großes Hackbrett mit Dämpfmöglichkeit und nannte es Pedalcimbalom, heute als Ungarisches Cymbal bekannt.
Das mit einem Kiel angerissene Cembalo kann als Weiterentwicklung der gezupften Hackbrettformen angesehen werden, ebenso wie das Hammerklavier als Nachfolger des mit Hammerln angeschlagenen Hackbretts.

Im alpenländischen Raum sind neben dem diatonisch gestimmten Steirischen Hackbrett das ähnlich aufgebaute Slowenische Hackbrett (teils mit Quartenstegen), das wesentlich größere und mit Leittonscharnieren versehene Osttiroler Hackbrett sowie die Schweizer Formen Appenzeller Hackbrett (mit Quinten- und Sextensteg) und Walliser Hackbrett (mit Quinten- und Basssteg) zu nennen.

Eine besondere Bedeutung hat die Entwicklung des sogenannten Salzburger Hackbretts, das der Salzburger Musiker und Komponist Tobi Reiser sen. gemeinsam mit dem Instrumentenbauer Heinrich Bandzauner um 1935 fertigstellte.
Die Anordnung der Töne ist chromatisch, was Tobi Reiser sen. (1907 – 1974) so begründete: „Dadurch kann ich auch meinen geliebten Mozart am Hackbrett spielen.“
Das Salzburger Hackbrett hat sich durch die (von Tobi Reiser geschaffenen) Stuben- und Saitenmusikbesetzungen rasch im gesamten Alpenland verbreitet. Heute ist es wohl die im alpenländischen Raum am weitesten verbreitete Hackbrettform.

Strunz, A.  (2019). Zur Tradition des Spiels am Steirischen Hackbrett (Bachelorarbeit).